Durch meine Erfahrung als CEO der simplefox GmbH, einer IT- und Software Firma aus Kiel mit dem Fokus auf Web- und Mobile Entwicklung für führende Unternehmen, KMUs und Startups weltweit, habe ich eine Vielzahl von Startups aus diversen Branchen kennengelernt und bekomme wöchentlich neue Ideen und Konzepte zu möglichen Entwicklungen aufgezeigt. 

Der Fokus liegt hierbei auf Webplattformen, E-Commerce Shops, Business Webseiten, Software as a Service Modellen oder Mobile Apps auf dessen Entwicklung wir uns in den letzten Jahren spezialisiert haben. Als technischer Dienstleister setzen wir solche Ideen und Konzepte in enger Zusammenarbeit mit Gründerteams um. Welche Erfahrung daraus entstanden sind möchte ich dir an dieser Stelle gerne mitgeben. 

1.Geschäftsidee

Oft erhalte ich verschlüsselte oder nur teilweise offenbarte Geschäftsideen von Gründern zu Ihrem Startup, da diese als streng geheim und vertraulich behandelt werden – dies ist dann meist der erste Fehler. Die Idee selbst ist nichts wert und du kannst dir ziemlich sicher sein, dass auch genau diese Idee schon diverse Male existiert und mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon weiter verfolgt wurde.
Von der Idee, über die Umsetzung, bis hin zum funktionierenden Produkt ist es ein weiter Weg mit vielen Hindernissen und nur mit der Idee selbst, hast du noch keine dieser Hürden genommen. 

Tipp #1
Blockiere dich und dein Projekt nicht damit, in dem du deine Idee oder dein Konzept verdeckt hälsts. Ein umfangreiches Feedback und fundierte Kritik ist elementar zur Einschätzung und Ausarbeitung deiner Business Idee – sprich drüber und fange wichtige Erfahrungen und Meinungen anderer ein, um dein Konzept zu evaluieren und zu verbessern.

2. Konzept / Businessplan

Nachdem die Idee für ein mögliches Startup steht, beginnt die Konzeptphase. In diesem Punkt unterscheiden sich Startups entscheidend. Einige sind in der Erfassung eines Konzepts sehr engagiert, andere dagegen haben bis heute keinen Businessplan und werden diesen in einer schriftlichen Form auch nicht benötigen. Grundsätzlich ist es in jedem Fall wichtig strukturell zu arbeiten und die wesentlichen Überlegungen und Kennzahlen seiner Idee festzuhalten. In diesem Prozess beschäftigt sich das Team intensiver mit dem Projekt und stößt dabei oftmals erst auf wesentliche Überlegungen.

Von einem bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Businessplan halte ich wenig, da dieser mit ziemlicher Sicherheit schon nach wenigen Monaten wieder auf dem Kopf stehen wird. 

Tipp #2 
Arbeite mit Konzept, strukturiere deine Überlegungen und kalkuliere bestmöglich. Vergiss dabei nicht agil zu bleiben und dich auf verschiedene Szenarien einzustellen, denn sehr wahrscheinlich wird es anders kommen als anfangs geplant. 

Die wichtigsten Fragen zur Erfassung und Ausarbeitung deines Businessplans

Um dein Startup und deine Geschäftsidee auf Herz und Nieren zu prüfen, empfehle ich dir folgende Fragen im Detail zu beantworten. Sollte es hierbei zu erheblichen Schwierigkeiten kommen, wäre dies der geeignete Zeitpunkt um die Idee noch einmal ganz rational zu überdenken.

  1. In welcher Stage (Phase) steckt dein Startup? (mehr zu den Unterschiedlichen Phasen findest du hier.)
  2. Hat dein Startup, unabhängig von Umsatz oder Gewinn gewisse Meilensteine erreicht? Gibt es beispielsweise bereits Kunden oder User? Gibt es bereits Verträge mit Arbeitnehmern oder Zulieferern?
  3. Welches Geschäftsmodell verfolgt ihr hauptsächlich?
  4. Welche grundsätzliche Zielgruppe soll dein Produkt bzw. deine Dienstleistung bedienen? 
  5. Was ist deiner Meinung nach das Alleinstellungsmerkmal deines Produktes oder deiner Dienstleistung?
  6. Welches Hauptproblem haben Kunden, die dein Produkt bzw. deine Dienstleistung interessant finden könnten?
  7. Wie löst dein Startup dieses Problem? 
  8. Gibt es bereits bekannte Wettbewerber oder bist du der oder die Erste auf dem Markt?
  9. Wie hoch schätzt du das jährliche prozentuale Wachstum auf deinem Zielmarkt über die nächsten fünf Jahre?
  10. Auf welchem Markt wirst du vorerst dein Produkt oder deine Dienstleistung hauptsächlich verkaufen?
  11. Wie viel Kapital benötigst du für dein Startup?
  12. Wie viele Investoren haben bereits in das Startup investiert, die Anteile am Unternehmen haben oder wird es ohne Investoren möglich sein?
  13. Wofür soll das eingesammelte Kapital hauptsächlich verwendet werden?

3. Gründer & Teamaufstellung

Der wichtigste Faktor mit dem größten Konfliktpotential ist die Aufstellung des Gründerteams. Schon bei der Analyse des Gründerteams und der Erfassung der Kompetenzbereiche lässt sich ein Großteil der zukünftigen Erfolgsquote ausmachen und genau an dieser Stelle scheitert es meist, bevor das Projekt überhaupt ins Rollen kommt. Ein typisches Beispiel hier: “Wir haben eine innovative Idee für eine neue App, derzeit sind wir vier Leute im Team: zwei BWL Studenten, eine Jura Absolventin und dann noch jemanden für Vertrieb und Marketing…nun suchen wir jemanden der uns die App entwickelt.”

Ohne die unterschiedlichen Kompetenzen genauer zu bewerten, ist diese Zusammenstellung des Gründerteams mit großer Wahrscheinlichkeit kein Erfolgsgigant. 

Oft wird dabei angenommen, dass das Gründerteam schon alle Kompetenzbereiche abdecken muss, dies ist jedoch ein Irrglaube und quasi unmöglich zu realisieren.

Tipp #3
Analysiere dein Team. Erfolgreiche Gründerteams bestehen meist nicht mehr als aus 2 Gründern mit hervorragenden Kompetenzbereichen und einer unzertrennbaren harmonischen Zusammenarbeit. 

4. Motivation / Engagement / Durchhaltevermögen

Elementar für ein erfolgreiches Startup ist die Motivation und das Engagement. Zu oft entsteht der Gedanke ein erfolgreiches Startup lässt sich auch nebenbei eröffnen, eventuell sogar neben einer regulären 40 Stunden Arbeitswoche. Dies ist nicht der Fall und benötigt absolute Hingabe mit vollstem Einsatz.

Falls dies nicht zu leisten ist aufgrund von Zeitmangel und finanziellen Gegebenheiten, wäre dies dann erneut ein Punkt an dem der Traum vom Startup besser nicht weiter verfolgt werden sollte.

Zudem sagt man, dass ein Startup im Schnitt mindestens fünf Jahre benötigt bis genügend Stabilität geschaffen ist bzw. bis überhaupt genügend Einnahmen entstehen, um die Firma inklusive aller Mitarbeiter und Fixkosten zu tragen. Dies kann ich nur bestätigen auch wenn ich es anfangs auch nicht geglaubt hätte. 

Die Entwicklung eines marktfähigen Produktes braucht Zeit, hinzu kommt der Aufbau von Netzwerken, der Etablierung der Marke und der Generierung von genügend Kunden. 

Bei vielen sehr großen Startups spielen gerade Investoren und jährliche Finanzierungsrunden eine wesentliche Rolle dabei. Im digitalen Zeitalter kann so auch erst die benötigte Reichweite durch hohe Summen für Marketingzwecke erreicht werden. Die Strategie hinter deinem Business sollte daher schon im Vorfeld genauestens überlegt sein.

Tipp #4
Ein erfolgreiches Business entwickelt sich nicht nebenher. Nur mit vollstem Engagement und langem Durchhaltevermögen bei ständiger Optimierung über viele Jahre kann ein stabiles Unternehmen hinter dem Produkt entstehen. 

5. Das Budget – Wie viel wird benötigt?

Es gibt kaum einen Punkt, der schwieriger zu kalkulieren ist für ein Startup zu Beginn. Gerade rund um die Web- und Mobile Entwicklung fehlt hier oft die Expertise und Erfahrung, um die notwendigen Budgetfragen im Vorfeld zu klären. 

Von der Idee bis zum ersten funktionierenden Produkt (MVP) sind es viele Meilensteine und viele Hindernisse, die eine detaillierte Kalkulation benötigen. Umso wichtiger ist es Experten in dem Bereich im eigenen Team oder als professionellen und zuverlässigen Berater an Bord zu haben, um schon im Vorfeld die Budgetfrage bestmöglich zu erfassen.

Was kostet denn nun eigentlich eine mobile App oder eine Business Webseite? 

Wie du dir sicher denken kannst, kommt dies immer auf deinen Anforderungskatalog und deinen technologischen Anspruch an. In der Web- und App Entwicklung lassen sich Produkte für jeden Budgettopf entwickeln. 

Tipp #5
Hier die wichtigsten Punkte zur Budgeterfassung:

  1. Entwickle zuerst einen Prototypen in eigenen Reihen

Dieser Prozess hilft dir, dein Produkt im Detail zu erfassen.

  1. Konzentriere dich auf das MVP (Minimum Viable Product

Wichtig ist es, so schnell wie möglich am Kunden zu arbeiten und mit der ersten marktfähigen Version deines Produkts zu starten. 

  1. Plane neben dem Budget für die Entwicklung auch genügend Budget für den Roll-Out ein.

Achtung! Du solltest hier mit nochmal dem 2-3 fachen an Budget rechnen, das du bereits für die Entwicklung eingeplant hast, dies wird in 80% der Fälle weit unterschätzt.

  1. Starte mit einer Free Version, die bereits alle wesentlichen Funktionen beinhaltet.

Dies ist seit einigen Jahren mit großem Abstand das erfolgreichste Modell und die einzige Chance genügend Interessenten für dein Produkt zu generieren. Premium Abo Modelle basierend auf Premium Features ermöglichen es dir die Nutzer am Ende in zahlende Kunden zu konvertieren.

6. Die Investorensuche

Passende Geldgeber zu finden ist ein schwieriges Thema und leider schon fast unabdingbar für eine erfolgreiche App oder Webentwicklung heutzutage. In diesem Sektor wird Budget benötigt und auch wenn beispielsweise eine Webplattform oder Mobile App schon aus eigenen Reihen entwickelt werden kann, kommt es spätestens beim Thema Roll-Out und Marketing oft zu Engpässen. Ohne bezahlte Werbung wirst du heutzutage kaum eine Chance haben dein Produkt publik zu machen. Ich selbst habe diesen Fall trotz sorgfältiger Gespräche im Vorfeld unzählige Male miterlebt. Das Budget für die Entwicklung war da und ein erstes marktfähiges Produkt entstand, nur fehlte dann anschließend Liquidität zur ordentlichen Vermarktung und Verbreitung. Doch aufgepasst, die Suche nach Investoren ist mit Bedacht anzugehen.

Tipp #6
Hier die wichtigsten Tipps bei der Investorensuche:

  1. Investoren investieren nicht in eine Idee, sondern in ein funktionierendes Produkt. Mach dir daher nicht zu viele Hoffnung nur auf Grundlage deines Businessplans passende Investoren zu finden. Zwar gibt es auch für diesen Fall Treffer, nur sind solche “Kooperationen” dann mit sehr großer Vorsicht zu genießen.
  2. Verkaufe dich nicht schon im Vorfeld für eine Summe, die du zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig einschätzen kannst. Eine Million klingt viel oder? Würdest du dafür über 50% deiner Anteile abgeben?
  3. Nicht nur die Investitionssumme, sondern auch Entscheidungskraft die oft dadurch entsteht, spielt eine wichtige Rolle. Hier können wesentliche Konflikte entstehen, die durch eine sorgfältige Auswahl passender Investoren vermieden werden kann. Schneller Geldfluss sollte nicht der einzige Faktor sein, sondern auch der Charakter und die Vision des Investors spielt eine wesentliche Rolle in späterer Zusammenarbeit.

Nachwort

Ich hoffe, dieser Artikel bringt dich ein Stück weiter und hilft dir erste Fehler zu vermeiden und gerade die ersten Meilensteine erfolgreich zu meistern. Falls du Rat oder Hilfe benötigst, kannst du dich gerne bei uns melden. Wir selbst haben alle genannten Schritte in den letzten Jahren erfolgreich durchlaufen und befinden uns derzeit im 5ten Jahr nach der Gründung.