Dieser Frage bin ich nachgegangen und habe mich im Verlauf der letzten Jahre immer wieder mit dieser Thematik befasst und auch wenn es gefühlt schon unzählige Blogbeiträge zu diesem Thema gibt, nehme ich mir gerne die Zeit um dir hier auch meine persönlichen Erfahrungen noch einmal verständlich aufzuzeigen. Zunächst einmal bringt ein umfangreiches Content Management System wie WordPress im Gegenzug zu einfachen HTML basierten Webseiten deutlich mehr Ballast mit, ich denke dies sollte jedem klar sein. Jedoch muss dies nicht bedeuten, dass dein Webserver damit nicht vernünftig umgehen kann. WordPress wird seit beginn des Open Source Projekts kontinuierlich weiterentwickelt und um es an dieser Stelle schon einmal vorwegzunehmen, hat es WordPress geschafft sogar sehr gute PageSpeed Werte für Webseiten zu ermöglichen.

Sind Google Page Speed Werte von 100% realistisch?

Bei meiner Recherche bin ich dabei auch immer wieder auf dubiose Youtube Videos gestoßen, die mit dem perfekten Wert von 100% nach Google Page Speed Index prahlen und dabei Ihre Seite nur ausschließlich darauf ausgerichtet haben. Nach genauerer Betrachtung bestanden diese WordPress Webseiten dann oftmals aus nicht viel mehr als ein paar Blog Texten und 1-2 stark komprimierten Bildern – herzlichen Glückwunsch.

Mit der Zeit hat sich leider der Gedanke eingespielt, dass Google’s Page Speed wohl einer der wichtigsten Faktoren zur Bestimmung einer tollen und performanten Webseite sei und es bei nicht gigantisch schnellen Seiten mit Werten über 90 direkt zu enormen Ranking Verlusten im Google Algorithmus käme. Dies ist ein großer Irrtum. 

Es stimmt zwar, dass im Vergleich zu vor einigen Jahren auch die Geschwindigkeit eine wichtigere Rolle spielt, jedoch steht dieser Punkt sicher nicht in den Top 10 der derzeitigen Rankingfaktoren. Der Google Algorithmus ist so komplex, dass heutzutage weit mehr als 1000 Faktoren mit über 10.000 verschiedenen Signalen die Platzierung ausmachen. 

Grundsätzlich zählt dabei die Nutzererfahrung (User experience) der Webseite zur der wichtigsten Rolle. Deine Webseite muss für den Suchenden bzw. die Suchanfrage das bestmögliche Match ergeben. Hierbei sind eine Menge anderer Faktoren wichtiger wie z.B. hochwertige Inhalte !!, Relevante Begriffe, Formatierungen, Weiterführende Quellen, Grammatik, Sprachniveau, OnPage-Faktoren (Keywords, Meta etc.), Duplicate Content, Seitenarchitektur uvm. 

Zum Thema PageSpeed reicht es dabei völlig aus, wenn deine Seite für Mobile- und Desktop Geräte vernünftig lädt und bedienbar ist. Wenn du nach PageSpeed Insights gehts, dann solltest du zumindest ⅗  der wichtigste Dinge abgedeckt haben und zumindest im oberen orangen Bereich angeordnet sein – macht dich hier nicht verrückt und stecke deine Zeit lieber in wesentliche Anpassungen im Zuge der Suchmaschinenoptimierung (SEO) anstatt dort den Punkten hinterherzujagen.

Wie sieht es mit WordPress selbst aus?

Die gute Nachricht ist: WordPress selbst wird dir in der Hinsicht auf schnelle Ladezeiten nicht im Wege stehe, es kommt nur darauf an wie du das System für deine Zwecke einsetzt. Testweise kannst du einmal WordPress in roher Fassung mit einem leichtgewichtigen Standard Theme aus der Bibliothek auf deinem Server installieren und wirst, insofern du einen halbwegs professionellen Hosting Anbieter gefunden hast, dich über hervorragende Google Insights Werte erfreuen können. Alles was danach passiert, bedarf dann mehr Aufmerksamkeit und sollte mit Bedacht geschehen. 

Wieso ist meine WordPress Website dann so langsam?

Dies lässt sich so pauschal nicht beantworten, sondern hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Wie oben beschrieben würde ich jedoch immer von einem sauberen Grundgerüst, also einer frischen WordPress Installation ausgehen, denn der nachfolgende Schritt kann schon absolut entscheidend sein: die Theme Auswahl. Genau an diesem Punkt scheitert es oft und die Weichen werden gelegt für gut oder schlecht performende WordPress Seiten. 

Die meisten weit entwickelten und großen Themes auf dem Markt, sind in erster Linie erst einmal eins – groß. Dies liegt daran, dass mit steigenden Verkaufs- und Nutzerzahlen immer mehr Wünsche für mögliche Funktionalitäten und Einstellmöglichkeiten entstehen und sich nur alleine die Theme Optionen meist schon über viele Seiten erstrecken. Überlege dir nur mal, dass sich hinter jeder dieser Einstellmöglichkeiten schon mindestens eine Funktionalität mehr befindet, die geladen wird. Und seien wir mal ehrlich, wie viele Funktionen davon benötigst du wirklich? 

Das Gleiche gilt auch für das WordPress System im Allgemeinen. Dies alleine bringt eine Menge Funktionalitäten mit, die du für deine Webseite aber nicht unbedingt alle benötigst. Du kannst daher auch schon direkt nach der WordPress Installation nicht benötigte WordPress Funktionalitäten deaktivieren. Wie dies geht, wissen die meisten nicht, zumindest nicht manuell – es gibt aber ein nützliches Plugin, dass dich dabei unterstützen kann. Du findest dies in meiner Top 8 WordPress Plugin Liste im unteren Teil des Blogs. 

Wie sieht es aus mit WordPress Plugins in Bezug auf PageSpeed?

Die goldene Regel ist hier wie so oft: weniger ist mehr. Mit jedem Plugin, dass du installierst erweiterst du dein WordPress System mit neuen Funktionalitäten und Optionen, die beim Besuch deiner Webseite mitgeladen werden. Oftmals entstehen dadurch auch unschöne renderblockierende Ressourcen, da Plugins oftmals externe Quellen und Skripte benutzen und weiteren Ballast anbinden, die nicht unbedingt alle für deine Zwecke benötigt werden. Zudem entstehen gerne mal Konflikte zwischen verschiedenen Plugins, die sich gegenseitig in die Quere kommen und mit jedem weiteren Plugin eine potenzielle weitere Sicherheitslücke in deinem System.

Dies ist der große Nachteil an den millionen verschiedener Plugin Anbieter im WordPress Pool, du weißt meist nie wie gut der Code dahinter ist und vertraust bei der Installation quasi blind der Richtigkeit und Sorgfalt der jeweiligen Programmierer dieser Plugins – wie ich dir aus Erfahrung sagen kann, gibt es sehr viele Schwarze Schafe darunter. Wähle deine Plugins daher sorgfältig und entferne alle nicht genutzten aus deinem System. 

Was macht meine WordPress Website besonders langsam?

Vergleichen wir die bisher genannten Punkte also, Theme Auswahl, Anzahl von Plugin, Overload an WordPress Funktionalitäten, sind diese Faktoren noch weniger schwergewichtig als der nächste wichtige Punkt in dieser Liste: der Vernünftige Umgang mit Medien. 

Gerade der richtige Umgang mit Bildern ist elementar im Web. WordPress selbst tut von Haus aus schon sehr viel dafür, in dem es sogenannte Thumbnails in verschiedenen Größen aus deinem Bildupload generiert und meist an den richtigen Stellen einsetzt. So wird z.B. nur ein mittelgroßes Thumbnail statt der Original Größe deines Bildes als Blog Titelbild geladen, was WordPress dann für dich erledigt. Leider funktioniert dies nur bedingt und es kommt sehr oft zu Fehlinterpretationen bzw. werden auch vom Benutzer selbst die falschen Größen benutzt. Wählst du zum Beispiel in deinem Blogbeitrag ein Bild in Originalgröße aus der Mediathek und verwendest dieses in einem Container, der nur z.B. nur ¼ deiner Webseite Breite ausmacht, so kannst du dir sicher sein, dass dein Bild viel zu groß für den eher kleinen Container ist und deine Webseite Gewindigkeit sofort darunter leiden wird. Dies wird leider auch gnadenlos bestraft von Google. 

Grundsätzlich sollten Bilder immer fürs Web optimiert werden. Ich würde dir empfehlen deine Dateigröße nie größer als 300 kb werden zu lassen und in jedem Fall sämtliche Bild Metadaten durch einen Webexport in z.B- Photoshop oder GIMP abzukoppeln und dich an die gängigen Bildformate im Web zu richten. 

Nur alleine durch die Optimierung deiner Bilder wirst du schon den größten Part der Ladegeschwindigkeit wieder gut machen. Vertraue dabei nicht nur darauf, dass alles durch Bildoptimierungs- und Komprimierung Plugins automatisch behoben wird. Diese lassen deine 2-4 MB Bild auch meist nicht auf ein 300kb zurück schrumpfen und wenn dies passiert nicht mit einem stark ausgereiften Algorithmus wie z.B es Photoshop erledigen würden, um auch mit einem 300kb noch ein scharfes und sauber komprimiertes Bild für Retina Display zu erzeugen. Aber dies ist schon wieder ein Thema für sich. Ein gutes Plugin zur Optimierung deiner Bilder ist in jedem Fall sinnvoll erst Recht wenn du bereits eine laufende Webseite betreibst. 

Wie soll ich mit Videos und Schriftarten auf der Seite umgehen?

An zweiter Stelle neben deinem Bildmaterial folgen dann meist die Videoeinbindungen und im dritten Schritt hochgeladen PDFs oder auch individuelle Schriftarten. Videos würde ich grundsätzlich schon mal nicht selbst in WordPress in der Mediathek hochladen, sondern z.B. über Youtube DSGVO konform und als modifiziertes Iframe einsetzen. Dadurch verhinderst du die Datenübertragung zu Youtube und das Laden der Videos direkt beim Besuch deiner Seite. Für die Schriftarten war es vor dem DSGVO Aufschrei sehr angenehm diese über Google zu benutzen, dies ist leider so ohne Datenübertragung leider nicht mehr möglich und sollten am Besten lokal benutzt werden. Dies erzeugt leider einen zusätzlichen Ballast der aber durch ein smartes Caching optimiert werden kann. Leider ist auch genau dieser Punkt bei den Meisten WordPress Themes ein absoluter Standard und selbst wenn man dort keine Google Schriftarten aktiv benutzt, wird meist die Verbindung zu Google nicht gekappt, so dass du jedes Mal beide Lasten trägst. 

Was ist für meine Webseiten Performance außerdem wichtig?

Dies sind Themen wie Caching, Komprimierung, Lazy Load, CDN und einiges mehr, die jedoch ein tiefgreifendes Verständnis benötigen um dies erfolgreich anzuwenden. Falls du in diesem Gebiet noch nicht versiert bist oder dir der technische Hintergrund fehlt, kannst du mit der Auswahl professioneller Plugins mit wenigen Einstellungen schon eine Menge für deine Webseite herausholen. 

Meine derzeitigen WordPress Plugin Tipps findest du im unteren Teil dieses Blogs. Ich werde zu diesem Thema auch noch einen Beitrag mit genauen Details verfassen falls es dich interessiert.

Hier die wichtigsten Punkte noch einmal in der Übersicht

  1. Professionelles Webseiten Hosting
    Hier gibt es viele Anbieter und eine menge Vergleichsportale. Ich selbst würde dir einen auf WordPress spezialisieren Anbieter wie z.B. wpengine oder raidboxes empfehlen, da du neben einem starken Support Team auch noch eine ganze Reihe vorteilhafter Services perfekt ausgelegt auf dein System dazu erwirbst.
  2. Die richtige Wahl des WordPress Themes
    Überprüfe genau welche Funktionalitäten deine WordPress Webseite benötigt und nimm nicht gleich das größte und populärste Theme. Als fortgeschrittener WordPress Nutzer baust du deine Webseite auf einem absolut leichtgewichtigen und cleanen basis Theme auf oder erstellt ein eigenes. 
  3. WordPress Basis Systemkonfiguration
    Trenne dich von unnötigem Ballast und deaktiviere WordPress Funktionen, die du nicht benötigst. 
  4. Die schlanke und richtige Plugin Auswahl
    Beschränke dich auf das absolute Minimum an Plugins und erspare dir unnötige    Ladezeichen und potenzielle Sicherheitslücken.  
  5. Bilder und externe Medien richtig verwenden
    Dies ist ein absoluter MUSS für performante Webseiten, auf dieses Thema solltest du dich fokussieren.
  6. Caching, Komprimierung, Lazy Load, CDN
    Ein sauberes Caching ist unabdingbar, dies lässt sich zum Glück relativ einfach mit   guten Plugins lösen. Zusätzlich verhelfen Datei- und Skript Komprimierungen, das Nachladen von Bildern und Videos (Lazy Load) und das Benutzen von Content Delivery Netzwerken (CDN) zum letzten Feinschliff, der dir am Ende dann noch einige Punkte einbringt. 

Mein Fazit

Wie du nun wahrscheinlich gemerkt hast, ist das Themengebiet rund um den PageSpeed deiner Website von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, die leider für nicht Experten auch oft zu schnell ins Eingemachte gehen. Ich bin mir trotzdem sicher, dass schon mit einem bewussten und einfachen Grundgerüst performance starke Webseiten auf Basis von WordPress in wenigen Schritten für jeden aufbaubar sind. Mit etwas Erfahrung und Know-How sind dann sogar sehr gute Werte mit 95 Punkten und höher nach PageSpeed Insights und Co. möglich und das auch für umfangreiche Seite mit mehr Funktionalität. 

Falls es dich interessiert wie derzeit mein Setup aussieht und auf welche Plugins, Themes, Page Builder, Hosting Angebote ich derzeit setze, wirf gerne einen Blick in auf den Beitrag zum Thema Webentwicklung & Webdesign – Agenturarbeit Best Practices 2023.